Sonntag, 30.09.2012 Egilsstadir, Ostfjorde
Es regnet und so nutze ich die Zeit um euch treuen Lesern die wohl letzten Zeilen aus Island zu schreiben.
Nach 113 Tagen auf Island, der größten Vulkaninsel der Welt, ist für uns die Zeit des Abschieds gekommen.
Island hat uns jeden Tag neu begeistert.
Mitten im Atlantik nahe des Polarkreises eine Insel aus Feuer und Eis.
Faszinierende Vulkane, große Gletscher, heiße Quellen und spektakuläre Wasserfälle, Island, die Insel der Gegensätze.
Wir haben in den vier Monaten alle Jahreszeiten durchlebt. Den milden Frühling, einen erstaunlich warmen Sommer, regenreichen, stürmischen Herbst und zum Schluß Neuschnee auf den Hochebenen.
Wir haben Tausende von Papageientauchern bei der Aufzucht ihrer Jungen beobachtet, sind im Fischerboot dem Blas der Buckelwale gefolgt und haben Robben beim Fischfang gesehen.
Unser Weg führte von farbenprächtigen Fjorden zu fast unwirklich erscheinenden Mondlandschaften und in ein unbewohntes Hochland aus Wüsten, Lava, Vulkanen und reißenden Gletscherflüssen.
Wir standen staunend vor schwarzen Gletschern, badeten im warmen, milchigen Kratersee, schwitzten über heißen Quellen und schwammen im kalten Atlantik.
Island hat uns mit seinen riesigen Gletschern in seinen Bann gezogen und uns mit seinem unbeschreiblichen Polarlicht verzaubert.
Island, das wohl letzte Abenteuer Europas.
Auch diesmal haben wir aus unseren Erlebnissen und vielen Fotos eine Show zusammen gestellt, die wir gerne jedem zeigen der sich genauso begeistern kann an der „Insel aus Feuer und Eis“ wie wir.
Mit etwa 103.000 km² ist die Insel etwa so groß wie Bayern und Baden Württemberg zusammen (bei ca. 320.000 Einwohnern).
Hiervon sind ca. 62 % Wüstenlandschaften
und 11 % Gletscher.
2011 besuchten in den Sommermonaten von Juni-August etwa 565.000 Touristen die Insel.
Island liegt auf den Breitenkreisen von Alaska und Sibirien.
Unsere Tagesdurchschnittstemperatur der letzten 110 Tage lag bei ca. 12°C.
Wir sind mit unserem Wohnmobil hier etwa 7.600 km gefahren. Hiervon mehr als 1700 km auf Schotterpiste, was in etwa einer Fahrt von Worms nach Madrid entspricht!
Sieben Tage Vatnajökull !
Sonne, wir wandern im Skaftafell Nationalpark und haben das unbeschreibliche Glück Polarlichter zu sehen. Wir fahren bis zur Lagune, romantisches Abendlicht und wieder Polarlichter.
Regen ! So können wir die Lagune nicht verlassen. Wir warten…
…und die Sonne läßt uns nicht im Stich.
Im blauen Licht des beginnenden Tages nehmen wir endgültig Abschied von der Lagune und dem großen Vatnajökull.
Am Laugarvatn entdecken wir eine tolle „Badelandschaft“ mit mehreren Hot Pools, einer finnischen Sauna und drei Dampfbädern, die genau über die heiße Quelle gebaut sind.
So kann man die Solfataren während des Dampfbades nicht nur riechen, sondern man hört auch das bedrohliche Blubbern der 100°C heißen Quelle auf der man sitzt. Echt spannend!
Nach 95 Tagen und 7.237 km haben wir unseren „Islandkreis“ am Geysir geschlossen.
Bis zur Fähre haben wir noch ca. 695 km vor uns. Gut, daß wir noch fast 18 Tage Zeit haben, denn nach vielen Regentagen und bewölktem Himmel lockt uns nun die Herbstsonne.
Im stimmungsvollen Herbstlicht entdecken wir den Zauber der Natur noch einmal neu. Laßt euch überraschen…
Als nächstes steht nun die Halbinsel Reykjanes auf unserem Programm.
Durch die Kontinentaldrift gab und gibt es hier viel Vulkanismus. Lavaströme aus unterschiedlichen Ausbrüchen, geothermale Gebiete mit Solfatarenfeldern und mittendrin die „Blue Lagoon“, die „Blaue Lagune“.
Wenn auch recht teuer, wollen wir uns doch den Spaß gönnen und verbringen 6 tolle Stunden im milchigen, warmen Meerwasser.
Das geothermale Meerwasser kommt aus 2000 m Tiefe und reichert sich auf seinem Weg nach oben mit vielen Mineralien an.
Soll alles gut sein für die Haut, deshalb tragen wir auch reichlich Kieselerde auf…schließlich wollen wir uns unser jugendliches Aussehen noch lange erhalten.
Bitte hierzu keine Anmerkungen!!!
Regen, Starkregen, Regen mit Sturm, Regen mit Sturmböen…..und so weiter!
Da hilft kein Aussitzen. Nachdem unser WoMo neue Schlappen bekommen hat (war wohl wirklich nötig!!!) fahren wir zum Hraunfoss und zur wahrscheinlich ergiebigsten, heißen Quelle weltweit, der (unaussprechlich für uns) Deildartunguhver. Die Quelle versorgt nicht nur die umliegenden Gewächshäuser mit Wärme, sondern auch die Städte Borgarnes und Akranes.
Wir kaufen uns hier frische Tomaten aus dem Gewächshaus und fahren weiter zum Hraunfoss. Heute scheinen wir nicht aus den Regenklamotten raus zu kommen. Der Island-Sommer hat uns verwöhnt….der Island-Herbst kommt mit viel Regen…
Um nochmal zu den „Schlappen“ zurück zu kommen. Ihr braucht euch keine Sorgen machen. Wir passen immer gut auf uns und unsere Behausung auf. Darum haben wir ja in neue Reifen investiert bevor denen die Luft ausgegangen ist. Andere auf der Strecke waren da nicht so umsichtig und sind mit plattem Reifen am Straßenrand „gestrandet“. Schade ist nur, daß ich jetzt keinen Islandpullover bekomme, weil die Reifen halt etwas teurer waren!
Bevor wir Reykjavik erkunden besuchen wir Pingvellir. Hier kann man sich auf zwei Kontinenten bewegen. Die eurasische und die amerikanische Kontinentalplatten triften hier pro Jahr um etwa 2 cm auseinander. Für Isländer ist es der bedeutendste Ort des Landes, da hier alle historisch wichtigen Ereugnisse stattfanden. Von der Ausrufung des Freistaates 930 bis zur Gründung der Republik Island 1944.
1786 erhielt Reykjavik das Stadtrecht.
Damals lebten 170 Menschen hier.
Die Hauptstadt Islands hat heute ca. 119.000 Einwohner und natürlich alles, was der Mensch von heute braucht.
Auf uns wirkt Reykjavik wie eine gemütliche Kleinstadt. Wir spazieren durch die Straßen, genießen die Aussicht von der Hallgrimskirkja und von der verspiegelten Glaskuppel des Perlan. In der Vulcano-Show sehen wir spektakuläre Filmaufnahmen des letzten Vulkanausbruchs im Jahr 2010.
Obwohl erst Anfang September ist scheint auch in Reykjavik wieder Ruhe einzukehren. Keine Touristenströme, keine Kreuzfahrtschiffe…
Und dann am nächsten Morgen, wir haben uns extra den Wecker gestellt, scheint die Sonne über einem blauen Himmel. Wir trinken die erste Tasse Kaffee und da entdecken wir am Horizont den mystischen Gletscher Snaefellsjökull und vorbei ist es mit Reykjavik! Sofort sind wir uns einig! Der Tag gehört dem Gletscher! Reykjavik muß warten…
Wir starten in einen traumhaft sonnigen Tag auf die Halbinsel Snaefellsnes, befahren die Pass-Straße Richtung Gletscher, wandern auf den Gletscher, umrunden den Gletscher mit unserem WoMo auf der Küstenstrasse, sehen uns die bizarren Felsen bei Arnarstapi an und retten dann in der riesigen Gebirgs-Schlucht einer jungen Möwe das Leben. Sie war wohl von der hohen Felswand abgestürzt und fand nicht aus der dunklen Schlucht. Vollkommen verängstigt hockte sie hinter einem Wasserfall. Draußen im freien hat sie gleich ihre nassen Federn gepflegt und sich kräftig geschüttelt.
Und als wir dann Abends die letzten Sonnenstrahlen hinter den Bergrücken verschwinden sahen, kreiste eine glückliche Möwe über unseren Köpfen….
(Wir wissen, es muß nicht „unsere“ Möwe sein! Aber es könnte…)